Via Aurea - Wege des Tauerngoldes

Schwazer Bergbuch

Bergrichter und Gerichtsfronbote

Bergrichter und Gerichtsfronbote

Die Bergleute hatten eine eigene Standesgerichtsbarkeit, das heißt, dass ein eigener "Bergrichter" für sie zuständig war. Zum einen mußte er in Streitfällen des Bergbaubetriebes entscheiden, wo etwa jemand einen neuen Stollen ansetzen durfte.
Zum anderen nahm der Bergrichter durchaus auch eine Zuständigkeit in "zivilen" Rechtsfragen war, etwa bei der Regelung von Verlassenschaften verstorbener Knappen oder im Falle sogenannter "Führungen", wenn ein Bergmann seine Schulden nicht zu bezahlen vermochte. Eine "Führung" konnte eine recht komplizierte Sache sein; zwar nicht im Detail, aber immerhin im Grundsätzlichen kam das Vorgehen einer Lohnpfändung gleich.

Gewissermaßen als Exekutivorgan stand dem Bergrichter ein "Gerichtsfronbote" zur Seite, der meist recht unbeliebt war.

Probierer

Probierer

Jedes große Bergwerk hatte zumindest einen Probierer, heute würde man ihn wohl "Chefchemiker" nennen. Der Probiergaden, so hieß sein Labor, befand sich in der Talstation, z.B. in Kolm Saigurn oder auch in Döllach.

Die Aufgabe des Probierers bestand darin, die Erze schmelztechnisch im "kleinen Feuer" auf ihre Gold- und Silberhältigkeit hin zu untersuchen. Im Jahr 1554 verbrauchte der Probierer im Gaden zu Saigurn nicht weniger als 500 Probierscherben und zusätzlich noch an die 200 Probiermuffeln.

Zur "chemischen" Standardausstattung eines Probiergardens gehörten Sub-stanzen wie etwa Kalk, Essig, Borax, Saliter, Pottasche, Knochenasche und natürlich die wichtigsten Metalle, vor allem Blei und Kupfer.

Haspler

HASPLER

Die (der) Haspler war eine einfache Seilwinde, mittels der ein Seil aufgespult wurde, an dessen Ende ein Transportkübel hing. Als Transportgut kam in erste Linie Erz und Gestein, aber auch das Schachtwasser in Frage, das rund um die Uhr gehoben werden musste, damit der Schacht nicht "zu Sumpf" ging, auf gut Deutsch: ersoff.

Der berühmte Joachimsthaler Theologe Johannes Mathesius (1504 bis 1565) schrieb in seiner Predigtschrift "Sarepa", die Haspelarbeit sei sehr schwer und zeucht einem das Mark aus Arm und Beinen heraus.

Die einfache Haspel wurde zu komplizierten Formen weiterentwickelt, wobei die Montage eines schweren, eisernen Schwungrades, das an der Kurbel befestigt war, eine gewisse Erleichterung brachte.

Truhenläufer

Truhenläufer

Als die Stollen eine Länge von mehreren Hundert Metern erreicht hatten, stellte die "Förderung" (=Beförderung von Erz) ein großes Problem dar.

Die beste Lösung brachte die Einführung von "Gestängen" (Holzgeleisen), auf denen Truhen verschiedener Größen von den sogenannten "Truhenläufern" geschoben wurden.

Die Truhenläufer sahen sich oft mit dem Vorwurf mangelnder Arbeitsleistung konfrontiert, worauf sie fallweise mit einer Streikdrohung reagierten. Bis hinauf ins 19. Jahrhundert stand immer wieder die Frage zur Diskussion, ob die Arbeit nun günstiger im Akkordlohn oder im Zeitlohn zu bezahlen wäre.

Holzmeister

Holzmeister

Die wichtigste "Hilfsindustrie" für den Bergbau war das Holzwesen. Es mussten Jahr für Jahr Tausende von Bäumen umgehackt werden. Ein kleiner Teil des Holzes wurde für Pölzungen in den Stollen verwendet.
Der bei weitem größte Teil fand in riesigen Holzmeilern Verwendung, wo in wochenlangem Schwelbrand die begehrte Holzkohle erzeugt wurde.

Zur Befeuerung der Schmelzöfen benötigte man pro Jahr zigtausend Sack Holzkohle. - Die Wälder waren grundsätzlich Eigentum der Landesherren, doch gab es oft Streitigkeiten, wenn bestimmte Gewerken Anspruch auf einen durch Generationen "gehaiten" (gehegten) Wald erhoben.

Auseinandersetzungen über daraus resultierende Kontroversen gehörten zu der Liste jener Motive, die die Gewerken veranlassten, im Rahmen des Bauernkrieges von 1525 gegen den Landesherren in Frontstellung zu gehen.

Die Waldbenutzung war in sogenannten "Waldordnungen" geregelt. Für deren Einhaltung sorgten die Obersten Waldmeister, die häufig mit den Holzmeistern Akkordverträge über Schlägerungen abfassten.

Hutmann

Hutmann

Das Wort "Hutmann" leitet sich von "Obhut" her. In heutiger Terminologie würde dem der Ausdruck "Betriebsleiter" in etwa entsprechen.

Zu den Aufgaben eines Hutmannes gehörte unter anderem die Einteilung der Schichten. Zur Blütezeit des Bergbaues im 16. Jahrhundert galten drei achtstündige Schichten als Norm. Die Wochenarbeitszeit betrug 45 Stunden. Es gab keine Urlaube, aber eine besonders hohe Zahl an Feiertagen. "Zwickeltage", bespielsweise zwischen Donnerstag-Feiertagen und Wochenende blieben häufig arbeitsfrei, doch mussten die versäumten Stunden (meistens) durch Zusatzschichten hereingearbeitet werden.

Wichtigstes Requisit für den Bergmann war das "Kerbholz", ein Holz-stecken, auf welchen mittels eines scharfen Messers Kerben geschnitten wurden, die der Anzahl der geleisteten Schichten entsprachen.

Herrenhäuer

Herrenhäuer

Die Szene zeigt einen "Häuer" bei der Arbeit, die, wie der Name sagt, im "Hauen" bestand, und zwar "haute" der rechte Arm mittels eines Schlägels auf ein "Eisen". Dieses Eisen war an das Gestein angesetzt und hatte die Funktion eines Meißels.

Es wurde nie direkt mit der Hand, sondern immer mittels eines Stieles gehalten. Der Mann sitzt auf einem Brett, er befand sich somit in einem "Sitzörtl". An der Kleidung fallen die Farben auf. Schwarz ist das Arschleder, das als Feuchtigkeitsschutz diente. Die kaputzenartige Kopfbedeckung hieß "Gugl" und war meist mit Wolle "ausgepolstert", sodass versehentliches Anstoßen am harten Gestein ein wenig gemildert wurde.

Schwinghammer

Schwinghammer

Die beiden Gestalten links und rechts bedienen einen "Schwinghammer". Dies war ein schwerer Schlägel, der mittels eines elastischen Stieles zum Keilschlagen verwendet wurde.

Diese Schwinghämmer garantieren mehrere Vorteile: bessere Wuchtübertragung von der "Bahn" des Schlägels auf den Keil, geringe Prellgefahr, Zurückfedern des Schlägels und damit eine gewisser Erleichterung beim neuerlichen Hochheben des Werkzeugs.

Diese Schwinghämmer könnten eine Gasteinerische Erfindung sein, da die an der Außenmauer der Pfarrkirche in Hofgastein erhaltenen Grabplatten der Gewerken Weitmoser und Krünner solche Hämmer mit gebogenen Stielen zeigen. - Der Knapp in der Mitte arbeitet mit einer Brechstange.

Bruderhaus

Bruderhaus

In Schwaz in Tirol gab es eine Art Krankenhaus für heilungsbedürftige Bergleute. In Gastein wurden im sogenannten "Armenbadspital" (im damaligen Zentrum des Ortes Bad Gastein) sehr oft Bergleute betreut.

Die Sozialversorgung lag zum größten Teil in den Händen der Bergwerks-Bruderschaft. Neben der Pflege des kirchlichen Brauchtums, widmete sich diese Vereinigung überwiegend karitativen Aktivitäten.

Von jedem Gulden, den ein Knappe verdiente, musste er 1 Pfennig an die Bruderschaft abliefern, das war genau ein Zweihundertvierzigstel seines Lohnes. Dafür hatte er im Krankheitsfalle Anspruch auf Pflege. Reine Alterspensionen gab es nur äußerst selten. So lange sie konnten, arbeiteten die Bergleute. Wenn sie nicht mehr arbeiten konnten, starben sie bald. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag im 16. Jahrhundert bei rund 40 Jahren.

Schmelzhütte

Schmelzhütte

Grundsätzlich konnten Gold und Silber mittels einer von zwei ganz verschiedenen Methoden gewonnen werden. Die eine Methode ist die sogenannte "Aufbereitung" (Pochen, Waschen, Amalgieren). Die andere Methode ist das Schmelzen. Im einzelnen waren das sehr komplizierte, sich über Wochen hinziehende Schmelzgänge.

Das Grundprinzip beruhte aber auf dem einfachen Naturgesetz, dass flüssiges Blei aus den anderen flüssigen Erzen das flüssige Gold und Silber an sich zieht. Als Schmelzzwischenprodukt erhielt man eine Legierung von Blei, Gold und Silber (das sogenannte "Werkblei"). Um das Blei wegzubringen, nütze man wieder ein Naturgesetz: die Oxydation des Bleis zur sogenannten "Bleiglätte" (man könnte auch sagen. "Bleirost").

Um diese Oxydation möglichst zu beschleunigen, blies man in einen speziellen, oben mit einem eisernen "Hut" geschlossenen Ofen mittels Blasbälgen den Sauerstoff (die Luft) auf das durch neuerliche Befeuerung verflüssigte "Werkblei" (Gold-Silber-Legierung). Zum Schluß blieb der sogenannte "Silberblick" über. Dies war eine Legierung, die meistens aus einem Teil Gold und drei bis vier Teilen Silber bestand.

Die Trennung des Goldes von Silber erfolgte auf chemischem Wege mit Hilfe des "Königswassers". - Soweit die wichtigsten Funktionsprinzipien, in der praktischen Durchführung war natürlich alles viel, viel, viel komplizierter!